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Lyrikband "Atemübung": Hommage an Gonzalo Rojas

     

Der Lyrikband "Atemübung", der in Kürze erscheint, enthält viele Gedichte von Gonzalo Rojas, die nun erstmals ins Deutsche übersetzt wurden. Cover: Edition Schwarzdruck.

Berlin, 10. Mai 2017. Gonzalo Rojas gehört zu den großen lyrischen und literarischen Stimmen Chiles, und sein 100. Geburtstag wird mit einem ganzen Gedenkjahr in verschiedenen Städten und Ländern zelebriert. In Deutschland erscheint jetzt die Anthologie „Atemübung“ mit Illustrationen des Künstlers Roberto Matta. Der zweisprachige Lyrikband wird am 15. Mai um 19 Uhr im Berliner Instituto Cervantes präsentiert.

Zur Einführung spricht Dr. Fabianne Bradu, Schriftstellerin und Wissenschaftlerin, die an der Universidad Autónoma de México forscht; sie gilt als eminente Kennerin des Werkes. Im Oktober 2016 erschien bereits ihre 600-seitige Rojas-Künstlerbiografie „El volcán y el sosiego“ (zu deutsch: „Der Vulkan und die Ruhe“). Zur Buchvorstellung in Berlin kommt ebenfalls Dr. Rodrigo Rojas Mackenzie, der in Kassel ansässige älteste Sohn des Dichters und Repräsentant der „Stiftung für Iberoamerikanische Studien Gonzalo Rojas“. Zudem werden Übersetzer und Mitherausgeber Reiner Kornberger sowie Verleger Marc Berger von der Edition Schwarzdruck anwesend sein.

Schriftstellertreffen in Concepción mit den Stars der amerikanischen Literatur

Gonzalo Rojas, der am 20. Dezember 2016 in Lebu (Chile) geboren wurde und am 25. April 2011 in Santiago starb, gehört zu den herausragendsten chilenischen Lyrikern und zur literarischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre veranstaltete er in der chilenischen Stadt Concepción, wo er damals auch als Hochschulprofessor tätig war, legendäre literarische Treffen mit den Größen der amerikanischen Literatur, wie etwa Ernesto Sábato, Carlos Fuentes, Mario Benedetti, Julio Cortazar oder auch Allen Ginsberg. Oft hieß es dazu, der „Lateinamerikanische Boom“ der Literatur sei in Wirklichkeit im chilenischen Concepción geboren.

Der Name des Künstlers Gonzalo Rojas wird in einer Reihe mit Pablo Neruda und Gabriela Mistral genannt - gleichwohl ist Rojas in Deutschland der breiteren Öffentlicheit bislang nicht sehr bekannt, obwohl er während der Pinochet-Diktatur sogar im deutschen Exil in Rostock lebte und 1988 dank einer Einladung des DAAD auch eine längere Zeit in Berlin verbracht hat.

Die Bibliothek des Instituto Cervantes in Bremen trägt seinen Namen

Der neue Lyrikband (240 Seiten, 25 €) erscheint zweisprachig und enthält 70 Gedichte aus 70 Jahren, von 1940 bis 2009. „Die meisten dieser Gedichte sind zuvor niemals auf deutsch erschienen“, sagt Reiner Kornberger, Übersetzer und Mitherausgeber. „Gonzalo Rojas hat in den sieben Jahrzehnten seines dichterischen Schaffens ein ganz eigenes, unverkennbares Universum an Themen, Bildern und stilistischen Verfahren geschaffen (...) Die großen Themen wie Werden und Vergehen, Liebe und Eros, aber auch das Biografische und Politische sowie der Vorgang des Schreibens selbst erhalten bei ihm eine metaphysische, teils mystische Dimension und schreiben sich als Chiffren in das Gedächtnis der Menschheit ein“, erklärt Kornberger.

Gonzalo Rojas erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein Werk, u.a. den Premio Reina Sofía de Poesía Iberoamericana (1992), den Premio Nacional de Literatura de Chile (1992), den Premio Octavio Paz de México (1998) und den Premio Cervantes de España (2003).

Die Publikation der Anthologie „Atemübung“ (Edition Schwarzdruck, Berlin) wurde ermöglicht durch einen speziellen Fonds des chilenischen Außenministeriums (Dirac). Das Buch und auch die Veranstaltung werden realisiert in Kooperation mit der Gonzalo-Rojas-Stiftung, der chilenischen Botschaft, dem Instituto Cervantes Berlin und mit Unterstützung des Ibero-Amerikanischen Instituts in Berlin.       Rezension "Atemübung"

Gonzalo Rojas in Miami, Florida / USA 1996. Foto: Archiv.